Die Idee

Im Dezember letzten Jahres hat der Bildungsträger Drop In e.V. an seinem Standort auf dem RAW-Gelände in Berlin-Friedrichshain eine Informationstafel enthüllt. Diese Tafel, die derzeit am Eingang der Skathalle aufgestellt ist, informiert über die nationalsozialistische Zwangsarbeit  auf dem Gelände.

Begleitet wurde die Enthüllung der Informationstafel durch eine Diskussionsveranstaltung. Auf dieser Veranstaltung wurde der Wunsch geäußert, sich weiter mit der Geschichte des Geländes zu befassen. Dabei soll der Bezug zur Stadt und dem Stadtbezirk hergestellt werden.

der Ort

Das Gelände an der Warschauer Straße wurde als Ausbesserungswerk (Werkstatt) für die Züge der Reichsbahn genutzt. So entstanden der Name Reichsbahnausbesserungswerk und die Abkürzung „RAW“, die bis heute als Bezeichnung für das Gelände genutzt werden.

Die Geschichte des Ausbesserungswerks ist nur zu verstehen über die mit dem Werk technisch-funktional verbundenen weiteren Eisenbahnflächen im Umfeld des Geländes. Von daher ist das Projekt auf die Bahnflächen im südlichen Teil von Friedrichshain ausgeweitet worden.

Politik

Zum Verständnis von diesem Teil Berlins sind zwei historische Ebenen von Bedeutung. Das ist die Zeit des Nationalsozialismus und die Zeit der DDR.

Wir möchten insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus und die NS-Zwangsarbeit in Erinnerung rufen. So wurden im Zweiten Weltkrieg bis zu 2.500 Zwangsarbeiter:innen auf dem RAW Warschauer Straße zur Arbeit gezwungen.  Sie waren in einem Lager in der Kaulsdorfer Straße 90 im heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf untergebracht und wurden täglich mit Sonderzügen der S-Bahn zu ihrem Einsatzort im RAW an der Warschauer Straße gefahren.

Kultur

Eine weitere bedeutende Ebene sehen wir in den drei Jahrzehnten seit der Wende und der kulturellen Nutzung vieler Flächen. Darunter die Clubkultur, die seit Anfang der 2000er Jahre die einstigen Bahnflächen als Experimentierfeld und Veranstaltungsort nutzt. 

Club Casino Garten, Mai 2004, heute westlich der Mercedes-Benz Arena, Mariane-von-Rantzau-Straße

Wir haben dem Projekt den Namen „bahn-kultur-politik“ gegeben. Unter diesem Dach können unterschiedliche Einzelprojekte umgesetzt werden. In einem Zwischenschritt sollen in einer Werkstattausstellung die Rechercheergebnisse vorgestellt und die Nutzungsgeschichte der Gebäude und Flächen auf dem RAW-Gelände dokumentiert werden. Die Durchführung von Stadtführungen ist für uns eine gute Möglichkeit in einen Dialog zu kommen. Durch Markierungen im öffentlichen Raum lässt sich eine Aufmerksamkeit für politische Veränderungen in den unterschiedlichen Zeiten herstellen.